20. Juni 2022

Angst vor Inflation und Rezession

Foto: Shutterstock / PERO studio

Notenbanken erhöhen Leitzinsen – Kurse an Börsen schmieren ab

Nicht nur an der Wall Street in New York geht die Angst um: Am Donnerstag fiel der S&P-500-Index in der Spitze um 3,25 Prozent auf 3666 Punkte. Der tiefste Stand seit Dezember 2020! Der Dow Jones verliert zeitgleich die 30.000-Punkte-Marke. Und die europäischen Börsen werden mit nach unten gezogen. Schwache Wirtschaftsdaten befeuern die Rezessionsangst der Anleger. Die Inflationsrate in den USA ist bereits im Mai auf 8,6 % gestiegen.

Unter diesem Druck haben sich Investoren in erster Linie von Technologiewerten getrennt. Um bis zu 4,2 % fielen die Aktien von Amazon, Apple, Netflix, Facebook-Betreiber Meta und Google-Dach Alphabet.

Kryptowährungen unter Druck

Und jetzt auch das noch: Der Bitcoin-Kurs ist am Mittwoch auf unter 20.000 US-Dollar gefallen, das ist der tiefste Stand seit Dezember 2020. Der „Killer“ waren die aktuell schlechten Wirtschafts- und Inflationsdaten aus den USA. Was war die Folge? Der Dollar zieht kräftig an, die Anleiherenditen verteuern sich, die Aktienkurse brechen weltweit ein… Bis vor Kurzem hatte sich der Bitcoin-Kurs wochenlang bei ca. 30.000 US-Dollar eingependelt. Und dann: Einbruch! Interne Probleme am Kryptomarkt wie bei Terra-Cash und Celsius Network drücken zusätzlich die Stimmung bei den Anlegern.

Vom Krypto-Crash ist beispielsweise El Salvador besonders betroffen: Mit Stand vom 13. Juni 2022 wurden die Bitcoin-Investitionen des Staates halbiert. Staatspräsident Nayib Bukele hatte hierbei Steuergelder investiert. Monatelang posaunte der Staatschef immer wieder auf Twitter nach kurzen Kurseinbrüchen erfolgreich zuzukaufen. Laut dem Online-Portal t3n.de besitzt El Salvador 2.301 Bitcoin. Bukele soll für insgesamt 105,6 Mio. US-Dollar eingekauft haben. Wert heute: ca. 50,6 Mio. US-Dollar. Die Proteste gegen die Idee von Bukele, den Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel einführen zu wollen, nehmen inzwischen an Fahrt auf.

Im Driver Seat sitzen jetzt die Notenbanken. Sie versuchen die hohe Inflation mit Zinserhöhungen einzudämmen. Das beinhaltet allerdings als Gegenreaktion eine nicht unerhebliche Bremswirkung für die Wirtschaft. Zunächst erhöhte die US-Notenbank am Mittwoch die Zinsen um 0,75 %, der größte Zinsschritt seit 1994. Die Schweizer Nationalbank folgte – und danach brachen in den USA und Europa die Dämme, die Börsen sackten ein.

Nachdem die japanische Notenbank verkündet hat, trotz hoher Inflation am lockeren Kurs der Geldpolitik weiter festhalten zu wollen, lag die japanische Währung knapp über dem 24-Jahres-Tief.

Der Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen

Gerade verliert die Weltkonjunktur, die nach dem Corona-Schock 2020 gerade wieder Fahrt aufgenommen hat, deutlich an Dynamik. Die Rezession wird wahrscheinlich: Wir haben erhebliche Versorgungsprobleme – von Energie über Halbleiter bis hin zu Nahrungsmitteln. Logische Konsequenz: Preissteigerungen. Rezession!

Es stellt sich dabei die Frage: Was passiert mit dem Euro? Aktuell leidet diese Währung stark unter der Unsicherheit der möglichen Entwicklungen im Ukraine-Krieg. Kommt die sich anbahnende Energiekrise, die aus dem Konflikt resultiert? Wenn ja ist klar, dass der Euro-/US-Dollar-Wechselkurs unter die aktuelle Parität fällt. Das passiert, wenn Europa ein Embargo russischer Energieträger beschließt oder die russische Seite Energielieferungen in den Westen flächendeckend stoppt.

Im Gegensatz zu sonstigen globalen Rezessionen würde wesentlich Europa leiden. Denn die USA sind in Sachen Energie quasi Selbstversorger. Und: Steigende Energiepreise würden die Inflation im Euroraum befeuern! Daraus würde für die EZB ein klassisches Dilemma entstehen: Entweder man entscheidet die Inflation zu bekämpfen, mit der Folge, dass sich die Rezession weiter verschärft. Oder man versucht die Rezession zu mildern, mit dem Ergebnis, dass die Inflation überproportional steigt.

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