26. November 2021

Boxweltmeister Robin Krasniqi durch Intrige entthront?

Robin Krasniqi: formal Ex-Weltmeister - aber immer noch Weltmeister der Herzen. (FOTO: Facebook Robin Krasniqi)

Mitteldeutschland-Connection spielt vermeintlich mit gezinkten Karten

Luan Dreshaj (37), seit Jahren gleichermaßen Freund und Manager von Ex-Boxweltmeister Robin Krasniqi, wirkt unaufgeregt sachlich, wenn er über die aus seiner Sicht plausible Intrige spricht, die seinem Schützling die Weltmeisterkrone im Halbschwergewicht der IBO (International Boxing Organization) gekostet haben soll. Der smarte Box-Manager aus dem Ruhrgebiet ist wie sein Schützling gebürtiger Kosovare. Für den hauptberuflichen Manager aus der Immobilienbranche, der zuvor viele Jahre als Führungskraft im Forderungsmanagement des Inkassowesens tätig gewesen ist, bedeutet Boxen ausschließlich Hobby und Leidenschaft!

Im Boxpodcast 321 erläutert dieser im Detail, wie der bis zum Skandalkampf amtierende Weltmeister Krasniqi um den Lohn des Sieges gegen Herausforderer Dominic Bösel gebracht wurde. Aber was ist rund um den Kampf am 9. Oktober passiert? Glasklar – und da gibt es sicher keine zwei Meinungen: Der 34-jährige Krasniqi war im Ring der dominierende, der bessere Boxer. Seine funktionierende Doppeldeckung ließ alle Schläge von Bösel wirkungslos abprallen. Der Titelverteidiger war ständig in Bewegung, tarierte die Angriffe des Gegners gut mit dem Oberkörper aus und markierte substanzielle Treffer mit der linken Führhand und rechten Aufwärtshaken. Dass Bösel den harten Schlägen standhalten konnte, verwunderte bereits am Kampfabend die Insider. Denn beim Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten im Vorjahr war der damalige Titelträger durch technischen KO ausgeknockt worden. Je öfter man sich den Kampf anschaut, desto intensiver stellt sich dem neutralen Betrachter die Frage, wo denn sein Gegner Bösel die Mehrzahl an Runden gewonnen haben will. 

Mehrere Indizien deuten auf vorbesprochenes Kampfergebnis hin

Und: Wieso haben sich gleich zwei Punktrichter, Karoline Pütz und Marko Morales, derart verzählt? Mehr noch: Bösel, der in der Szene als Edeltechniker gilt, greift im Kampf mehrfach auf verbotene Hinterkopf-Schläge, sogenannte „Rabbit Punches“, zurück. Obwohl aus der Krasniqi-Ecke lautstark aufgefordert wurde dies zu unterbinden, greift der Ringrichter nicht korrekt ein, lässt Bösel gewähren… Punktabzug für Bösel? Mitnichten! Als neutraler Boxfan hat man den Eindruck: Bösel hat diese unerlaubten Schläge im Vorfeld intensiv trainiert und bewusst in seinen Matchplan integriert. Wohl wissend, dass dies Krasniqi schadet – aber nicht mit Punktabzug bestraft wird. 

Der Boxpodcast in voller Länge:

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Laut Wikipedia bezeichnet die Intrige einen klugen oder listigen Plan, der gewöhnlich für bösartige Zwecke entworfen wird. Mit einer solchen Handlungsstrategie sollen einzelne oder Gruppen („kriminelle Banden“) versuchen, anderen Schaden zuzufügen oder sie gegeneinander aufzuhetzen. 

Team Krasniqi stellt Kampfurteil formal in Frage und bestreitet rechtliche Schritte

Folgt man den Ausführungen von Dreshaj und Krasniqi, so scheint es sich tatsächlich um einen üblen Plan zu handeln, der entworfen wurde, um Krasniqi zu entthronen und Bösel als Weltmeister zu inthronisieren. Die Reihe der Indizien und Fakten in dieser Causa ist plausibel genug:

  • Entgegen der Aussage von SES-Promoter Ulf Steinforth während der Pressekonferenz vor dem Kampf, hat es sich nicht um ein internes SES-Stall-Duell gehandelt. Denn Krasniqi soll, so wird kolportieret, den Vertrag mit seinem langjährigen Promoter im Sommer 2021 nicht verlängert haben. SES hätte also Schaden erlitten, wenn Krasniqi gewonnen hätte. Denn die Verträge mit den TV-Sendern MDR und ARD wären wahrscheinlich obsolet geworden – weil Krasniqi nicht verpflichtet gewesen wäre, für SES und dessen Haussender zu starten. Hätte der 31-jährige Bösel verloren, wäre sein Karriereende naheliegend gewesen. Und ohne einen Weltmeister Bösel mit seiner mitteldeutschen Herkunft, wären beim TV-Sender MDR mit Boxen auch keine hohen Einschaltquoten zu erzielen. 
  • Die Krasniqi-Seite und deren Anwalt René-Dirk Hundertmark greift nun Thomas Pütz, den Präsidenten des BDB (Bundesverband Deutscher Berufsboxer), vehement an: Dieser soll das Kampfgericht zum Nachteil des Ex-Weltmeisters kurzfristig verändert haben. So habe er als Punktrichter seine Tochter Karoline eingesetzt und obendrein den SES-nahen Marco Morales installiert. Eine „geleakte“ SES-Korrespondenz vom Verbandschef unter dem Chatnamen „Big Boss“ mit „seiner Familie Pütz“, die seinerseits nicht dementiert wurde, erhärtet diesen Verdacht.
  • Ein schwerwiegendes Gerücht in der Szene macht verstärkt die Runde: Bösel könnte gedopt gewesen sein. Wie zu hören ist, wurden die Dopingproben bisher noch nicht veröffentlicht, scheinen verschollen zu sein. Möglicherweise könnte das auch Grund dafür sein, so Insider, dass Bösel vor Start der heißen Trainingsphase überraschend den Trainer gewechselt hat und Georg Bramowski (61) engagierte. 

Recht und Gerechtigkeit: Bekommt Krasniqi seinen WM-Titel zurück?

Für die Überprüfung des Kampfes, den Einspruch bei der IBO und ggf. Klage, hat Krasniqis Hauptsponsor, die Bauunternehmensgruppe Hazrolli, 1 Million Euro bereitgestellt. Es bleibt dem deutschen Boxsport zu wünschen, dass dieses krasse Fehlurteil offiziell richtiggestellt wird. Und dem tadellosen Sportsmann Krasniqi, der sich trotz des Skandals durchweg fair verhalten hat, wünscht man den verlorenen Weltmeistertitel zurück. Sein verbitterter Satz am Kampfabend – „Als amtierender Weltmeister kann ich meinen Titel anscheinend nur behalten, wenn ich den Gegner k.o. schlage…“ – sollte sich in Fairplay auflösen. Und das geht nur mit der Rückabwicklung von Bösel als Weltmeister! 

Wenn aber alle rechtlichen Stricke reißen, freuen wir uns schon jetzt auf die Titelverteidigung von Dominic Bösel gegen den Herausforderer Robin Krasniqi. Wahrscheinlich zu sehen am Ring in Sachsen oder Sachsen-Anhalt, sehr wahrscheinlich übertragen von den TV-Sendern MDR und ARD.

Apropos Dominic Bösel: Der „Champion“ ist seit dem Kampfabend medial abgetaucht. Bereits eine Woche zuvor hatte er alle Social Media-Kanäle gelöscht. Es gibt von ihm keine Interviews oder Stellungnahmen zum Geschehen… Schlechtes Gewissen oder einfach nur Auszeit?

Update vom 11. Dezember: Wie bereits angekündigt hat Team Krasniqi den Kampf im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung neu bewerten lassen. In Gersthofen, dem Wohnort des dubios entthronten Ex-Champs, bewerteten fünf neutrale Punktrichter (Timo Hoffmann, Tengis Sade, Sergej Kovalenko, Mathias Eichler, Jens Kluge) den Kampf je zu Gunsten für Robin Krasniqi. Sein Kommentar hierzu: „Ich bin sehr froh, dass es zu dieser Neubewertung gekommen ist. Nun ist es auch von amtlichen Punktrichtern bestätigt, dass ich der tatsächliche Sieger des Kampfes bin. Ich freue mich auf den dritten Kampf, in dem ich aber natürlich als Weltmeister einmarschieren möchte.“

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