8. Dezember 2020

Corona stellt Leidensfähigkeit der Fußballfans auf den Prüfstand

Foto von pixelschoen | adobestock.com - Im Fußballsport haben die Gesundheit und Sicherheit aller Beteiligten Priorität

Notwendige Hygienemaßnahmen im Stadion werden kritisiert

70.000 Zuschauer im Stadion beim Bundesliga-Fußball oder in der Champions League… Noch vor einem Jahr war das für Millionen im Stadion, vor dem Fernseher oder dem Radio der Normalzustand. Jeden Samstagnachmittag oder Mittwochabend bebten die Münchener Allianz Arena oder der Dortmunder Signal Iduna Park emotional. Bei den aktuellen Geisterspielen wird das Fehlen der frenetischen Fans, die für einmalige Stimmung sorgten, schmerzlich bewusst. So sehr man sich auch nostalgisch die alten Zeiten, vor Corona, herbeisehnt, als Realist weiß man, dass man sich nun wohl längere Zeit auf erhebliche Einschränkungen für Fans einstellen werden muss. Auch wenn ein möglicher Impfstoff, der wahrscheinlich schon ab Quartal 1/2021 zum Einsatz kommen wird, Hoffnung aufkeimen lässt.

Im Zuge der steigenden Zahlen der COVID-19-Fälle wurden auch die Kompromisse hinfällig, die im September und Oktober beim Live-Fußball-Erlebnis immerhin noch in Form von fünfstelligen Zuschauerzahlen möglich waren – natürlich auch nur unter erheblichen Reglementierungen im Sinne des Infektionsschutzgesetztes, um die Sicherheit aller zu gewährleisten. Im November und Dezember folgte der Teil-Lockdown und die europäischen Arenen blieben und bleiben wieder leer. Ein Spiel vor leeren Rängen gibt den eingefleischten Fans vor dem heimischen Fernseher eher das Feeling eines Trainingsspiels als eines ernstzunehmenden Wettkampfs. „Corona und Stadionbesuch“ – dieses Thema hat SLC Management aus Nürnberg jetzt in einer Studie genauer beleuchtet. Dabei geht es vor allem um die Fragen: „Inwieweit beeinträchtigt Corona die Zuschauer?“ und „Was würden Sie in Kauf nehmen, um weiterhin oder wieder ins Stadion zu gehen?“

Aufwändige Hygienekonzepte umsonst erstellt?

Wir blicken zurück: Die letzten neun Spieltage der abgelaufenen Saison mussten als Geisterspiele umgesetzt werden. Unter Führung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL) entwickelten die Clubs mit den heimischen Gesundheitsämtern professionelle, weltweit beachtete Hygienekonzepte. Bund und Länder verständigten sich auf eine 20%-Regelung, die für die Arenen eine maximale Zuschauerauslastung von 20% erlaubt. Die Entscheidungshoheit liegt jedoch bei den Ländern. Die eher liberale Corona-Politik von NRW mit Ministerpräsident Laschet ermöglichte Heimspiele mit 10.000 Zuschauern in Mönchengladbach und 11.500 in Dortmund. Berlin hingegen bestand für Outdoor-Events auf eine Obergrenze von 5.000, wodurch Tickets im Olympiastadion und „An der Alten Försterei“ entsprechend stark limitiert wurden. Der im Vergleich dazu strenge Corona-Kurs der „Söderschen Landesregierung“ in Bayern hatte zur Folge, dass die Münchner Bayern kein einziges Spiel vor Fans austragen durften.

Auch die Liebe zum Fußball hat ihre Grenzen

Die Fans sind zum Thema Stadionbesuch in Zeiten der Pandemie geteilter Meinung, aber mit deutlicher Tendenz zur gebotenen Vorsicht: 14.1% der Befragten sind prinzipiell gegen Zuschauer in Stadien, die überwältigende Mehrheit ist bereit, eingeschränkt Fußball im Stadion zu erlauben und immerhin 13% halten vollbesetzte Arenen immer noch für eine ernstzunehmende Option. Gut die Hälfte der Befragten, die selbst nicht ins Stadion gehen, hätten Angst sich mit COVID-19 zu infizieren. Ein Viertel entscheidet sich gegen den Stadionbesuch, weil die soziale Komponente, das Treffen mit Freunden, nicht mehr gewährleistet ist.

55% der Fans sind bereit, einen Corona-Test vorzulegen oder zu machen, sollte dies für den Zutritt zum Stadion erforderlich sein. 57% wünschen sich einen Corona-Schnelltest vor dem Einlass, damit infizierten Personen der Zugang verweigert werden kann. Mit funktionierenden Schnelltests, so ein Ergebnis dieser Umfrage, würden mehr als die Hälfte ihre Meinung ändern und wieder ins Stadion wollen. Aber nur, wenn diese Schnelltests nicht über höhere Ticketpreise finanziert werden – diese Bedingung stellt immerhin ein Drittel der Fans. Die Kosten der Tests selbst zu tragen, ist für die Fans nicht akzeptabel.

Zum Thema Impfung war das Meinungsbild eher gespalten. „Soll es eine verpflichtende Impfung als Voraussetzung für den Stadionbesuch geben?“ – diese Frage verneinten fast zwei Drittel der Befragten. Die Clubs als Veranstalter müssen sich auf das Meinungsbild der Fans einstellen. Schnelltests sind gut – aber nur, wenn diese vom Club finanziert werden. Gleiches gilt beispielweise auch für die Fiebermessung mittels Infrarot-Thermometer. Die Fans würden einen erheblich höheren Aufwand bei Wartezeiten akzeptieren, nicht aber zusätzliche Kosten. Das beinhaltet auch die jetzt schon praktizierte Auflage, sich mit seinem Ticket persönlich ausweisen zu müssen. Perspektivisch betrachtet führt das zu einem KYC (Know Your Customer)-Prozess, der bei der Nutzung von Mobile Payment – digitalem Bezahlen mittels App – bereits Standard ist.

Fakt ist, dass das Stadionerlebnis noch bis auf Weiteres durch sich stetig entwickelnde Sicherheitskonzepte mit entsprechenden Hygienemaßnahmen geprägt sein wird – und die leidensfähigen Fans werden damit leben können und müssen.

BusinessNews365.de berichtet über aktuelle Themen rund um den Wirtschaftsstandort Deutschland. Immer im Blick: Europa und die Globalisierung! Mit News, Reportagen, Interviews und Videobeiträgen aus den Bereichen Finanzen, Lifestyle, Sport, Medien & Wirtschaft.

crossmenu