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Für die spanischen Fans ist es aktuell absurd, wenn der Supercup-Sieger im Fußball wieder einmal tausende Kilometer vom eigenen Land entfernt in Saudi-Arabien ermittelt wird. Ohne Emotionen von den Rängen, denn die eigenen Idole können von den spanischen Fans nur im heimischen Wohnzimmer oder in der Kneipe angefeuert werden. Normalerweise spielt nur der amtierende nationale Meister gegen den Pokalsieger um diesen Titel. Die spanische Liga hat aber im eh knallengen Terminkalender rund um die Jahreswende aus dem Endspiel bereits 2019 noch schnell ein Turnier mit Halbfinale und Finale gezaubert. Der Höhepunkt des Kommerzes – mit einem Deal über zehn Jahre – war erreicht!
Aber die Clubs freuen sich, die Liga freut sich, die TV-Sender und Wettanbieter freuen sich… Denn es fließen Millionen an Petrodollars großzügig auf die iberische Halbinsel. Und natürlich freuen sich auch die Scheichs: Die Saudis profilieren sich mit diesem sportpolitischen Schachzug durch positives Image nicht nur in der Fußballwelt, vielmehr noch gegenüber den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar. Das kleine Emirat – beeindruckende Metropole am Persischen Golf – hat beim sogenannten Sportswashing, der Image-Generierung durch große Sportereignisse, gegenüber den beiden Nachbarn die Nase meilenweit vorn.
Pandemie führt bei Profi-Clubs zur Finanzkrise
Die Corona-Krise sorgt seit zwei Jahren für riesige Löcher in den Budgets der europäischen Clubs, die sich bisher noch nie auf radikale Einsparmaßnahmen einstellen mussten. Denn in den vergangenen 20 Jahren wuchsen die Einnahmen durch verbesserte Sponsoringkonditionen, Mehreinnahmen bei der TV-Rechtevermarktung und Hospitality im eigenen Stadion kontinuierlich. Die Pandemie hat diesem Wachstum einen Strich durch die Rechnung gemacht!
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) bilanzierte für die abgelaufene Saison 2020/21 einen Gesamtverlust von über 900 Millionen Euro – 650 Millionen aus Umsatzverlusten bei Zuschauereinnahmen und 300 Millionen, die nicht für Spielertransfers ausgegeben wurden. Ohne die TV-/Streamingdienst-Einnahmen hätte, so Experten, die Hälfte aller Clubs in den drei deutschen Profi-Ligen Insolvenz anmelden müssen. In der Vorsaison 2019/20 musste die englische Premiere League nur bei den TV-Einnahmen Verluste von ca. 800 Millionen Euro verkraften, was einem Anteil von 60 % der Gesamtverluste entspricht.
Wenn Geld keine Rolle spielt…
Neue Investoren sollen die Budgetlöcher schließen! Jüngstes Beispiel ist der englische Premiere League-Club Newcastle United, bei dem der saudische Public Investment Fund perspektivisch mit mehreren hundert Millionen Pfund einsteigt. Dieser operiert zwar unabhängig vom saudischen Staat, wird aber vom Kronprinzen Mohammed bin Salman, dem Vorsitzenden, kontrolliert.
Den größten Coup in der Vergabe einer FIFA Fußball Weltmeisterschaft landeten die Katarer mit dem Zuschlag für 2022 (FIFA World Cup 2022). Da das größte globale Sportereignis und TV-Spektakel aufgrund extremster Temperaturen hier nicht wie üblich im Sommer stattfinden kann, wurde das vierwöchige Turnier ganz einfach in den November und Dezember verlegt. Endspiel kurz vor Weihnachten! Alle weltweiten Profi-Ligen müssen deshalb ihren etablierten Spielplan anpassen. Wahnsinn! Geld ist Macht – und Geld bewegt die Welt…
Weitere Beispiele gefällig? Millionenschwerer Trikotsponsor von Real Madrid ist die Emirates-Airline aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Abu Dhabi besitzt Manchester City, Dubai ist u.a. Sponsor beim Stadtrivalen Manchester United und beim deutschen Abonnement-Meister Bayern München. Und Katar soll, so wird kolportiert, seit seinem Einstieg bei Paris St. Germain weit über eine Milliarde Euro investiert haben. Wie sonst könnte man sich dort Spieler wie Lionel Messi, Kylian Mbappé oder Neymar leisten?