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Muammar al-Gaddafi, langjähriger libyscher Despot, ist seit zehn Jahren tot. Mit seinen dubiosen Hinterlassenschaften beschäftigt sich aber immer noch die ganze Welt. Denn er und seine Entourage – Familie, Stammesbrüder, Parteifreunde, Militär – hatten bis zum Zusammenbruch des Regimes im Jahre 2011 über Jahrzehnte unfassbare Vermögen angehäuft. Gespeist aus dem Verkauf von Erdöl! Sukzessive wurde ein gigantischer Schatz außer Landes gebracht. Dieser wurde nicht nur auf Bankkonten sowie in den Tresoren seriöser Banken versteckt.
Die heutige Regierung von Libyen ist uneins: Um das Amt des Ministerpräsidenten streiten sich Fathi Baschagha und Abdul Hamid Dbeiba. In einem Punkt sind sich die unterschiedlichen Lager aber einig: Es gilt jede Menge Geld, Diamanten, Kunst und Gold zurückzuholen, das der selbsternannte Revolutionsführer und seine Freunde über Jahre ins Ausland gebracht haben. „Asset Recovery“ lautet die offizielle Devise! Experten schätzen, es handelt sich hier um einen Schatz im Gesamtvolumen von weit über 200 Mrd. Euro. Andere Insider sprechen von einem Vielfachen. Mit dem aktuellen Bruttoinlandsprodukt von gut 40 Mrd. US-Dollar ist das in jedem Fall eine gigantische Summe. Und ein einzigartiges Potenzial, den Wiederaufbau des vom Bürgerkrieg zwischen 2014 und 2020 geschundenen Landes zu finanzieren. US-Regierung und Europäische Union ziehen dabei an einem Strang.
Die Vereinten Nationen: ein zahnloser Tiger!
Bereits 2011 haben die Vereinten Nationen eine Resolution verabschiedet, um libysches Geld weltweit einzufrieren und ggf. zurückzuführen. Ein Teil des Geldes ließ sich bereits identifizieren, weil es sich um offizielle staatliche Investitionen handelte. Der Großteil des Geldes musste, und muss immer noch, geortet werden, denn Milliarden US-Dollar wurden über Strohleute und komplizierte Firmenkonstrukte verschleiert. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat eine Stelle eingerichtet, die sich um libysches Vermögen im Ausland kümmert. Offiziell arbeiten die Vereinten Nationen intensiv mit Interpol zusammen. Die internationale Polizeiorganisation hat allerdings keine offizielle Ermittlungsbefugnis. Denn das betroffene Land selbst muss die Ermittlungen führen. Laut Weltbank gehen den Ländern Afrikas durch Korruption jährlich zwischen 20 und 40 Mrd. US-Dollar verloren. Um diese verlorenen Schätze zu finden und zurückzugeben, sind alle relevanten Geheimdienste wie CIA, MI6 und Mossad eingebunden. Und auch der russische FSB, Nachfolgeorganisation des KGB, soll dabei kräftig mitmischen…
Die dubiose Rolle Südafrikas beim Umgang mit dem gestohlenen libyschen Schatz
Vor einiger Zeit outete sich Südafrikas Ex-Präsident Jacob Zuma, der in seiner Residenz 30 Mio. US-Dollar eingelagert hatte, die er 2011 persönlich vom Revolutionsführer Gaddafi, seinem Freund, übergeben bekommen habe. Blitzschnell – der südafrikanische Geheimdienst hatte Lunte gerochen – schickte der Ex-Staatschef das Geld an die Staatsbank nach Eswatini, dem ehemaligen Swasiland. Von dort soll das Geld irgendwann nach Libyen zurückgeschickt werden. Wer´s glaubt wird selig!
Es wäre kein Zufall, wenn große Teile des libyschen Schatzes in Südafrika gelandet wären. Und heute noch versteckt sind! Denn bereits zu Nelson Mandela pflegte Libyens Staatschef Gaddafi eine fast freundschaftliche Beziehung, die in milliardenschweren Investitionen am Goldkap mündete. Nachfolger Zuma unterbreitete seinem Freund Gaddafi rechtzeitig das Angebot, in Südafrika ins Exil gehen zu können, falls die Revolution in Libyen siegen sollte.
Die UN-Sachverständigen identifizierten inzwischen libysches Geld in vier südafrikanischen Banken und zwei Depots, die als Lagerhäuser für Geld, Edelmetalle und Edelsteine im Wert mehrerer Mrd. US-Dollar dienen, eines davon am Flughafen von O.R. Tambo in Johannesburg. 69 Flüge sollen die Wertsachen 2009 von Tripolis nach Harare in Simbabwe und dann nach Johannesburg gebracht haben. Laut südafrikanischer Standard Bank soll libysches Vermögen in Höhe von 206 Mrd. US-Dollar auf eigenen Konten liegen, Werte in Höhe von 1,38 Billionen (1.380.000.000.000) US-Dollar sollen nur in Südafrika versteckt sein.
Motivation der Jäger des verlorenen Schatzes: gigantische Provisionen!
Der Großteil dieses Schatzes liegt auf Bankkonten außerhalb Libyens, einige sind aufgrund der internationalen Sanktionen eingefroren, andere nicht… Tresorräume diverser Banken in Südafrika, Ghana, Tunesien, Elfenbeinküste und Kenia sollen vollgestopft sein mit entsprechenden Devisen. Aber auch „private“ Lager wurden anscheinend eingerichtet, um die Paletten voller Dollarnoten und Goldbarren zu sichern. Experten glauben zu wissen, dass dabei Militärdepots in Ghana und Kenia eine federführende Rolle spielen. Das liegt nahe, denn um tonnenweise wertvolle Güter außer Landes bringen zu können, braucht es einerseits eine funktionierende Logistik, andererseits Schutz von loyalen Sicherheitskräften. Eine länderübergreifende, militärische Infrastruktur ist dafür geradezu prädestiniert!
Für die geschwächte libysche Staatsmaschinerie ist es ein Wettlauf mit der Zeit: Denn unterschiedlichste Gruppen von Schatzsuchern arbeiten seit den Wirren des arabischen Frühlings verbissen daran, Gold, Geld und Kunstschätze zu bergen. Das passiert auf eigenes Risiko, größtenteils aber im Auftrag der libyschen Regierung. Als Motivation für die Schatzsucher zur Rückgabe zeigt sich die libysche Regierung großzügig: Zwischen 10 und 30 % betragen die Provisionen bei erfolgreicher Rückgabe. Dabei glühen die diplomatischen Kanäle – denn diverse Geheimdienste, die Libyen unterstützen, haben Depots in afrikanischen Nachbarstaaten lokalisiert, von denen die entsprechenden Regierungen nichts wissen wollen. Dabei sind die Berge an Bargeld, weitestgehend US-Dollars, wertlos. Denn die US-Notenbank hat detaillierte Aufzeichnungen über die herausgegebenen und umlaufenden „Federal Reserve Notes“. Die geraubten Libyen-Dollars sind gesperrt. Und nur Libyen selbst kann die Sperrung wieder auflösen und dem Zahlungsverkehr zuführen.
Deutsche Medien enthüllen vermeintlichen Gold-Betrugsskandal des Ralf Simon
Unsere Redaktion von businessnews365.de brachte nach umfassenden Recherchen zum Libyen-Gold vor wenigen Wochen mit der Veröffentlichung des Beitrags Betrügen als Geschäftsmodell – Jan Marsalek und Ralf Simon, einen „deutschen Stein“ beim gestohlenen libyschen Gold ins Rollen, der medial viralisierte, für viel Aufmerksamkeit sorgte und inzwischen Steuerfahndung und Staatsanwaltschaft auf den Plan rief. Was war geschehen? Der mehrfach verurteilte Betrüger Ralf Simon (60) hat über Jahre mit einer faszinierenden Geschichte jede Menge Anleger gelockt.
So soll er von der Familie eines libyschen Geschäftsmannes, der in den Wirren der Revolution vor den Augen seiner Frau enthauptet wurde, beauftragt worden sein, den ins nahe Ausland verbrachten Schatz zu bergen. Der Wert von Geld und Gold: umgerechnet mehrere Milliarden Euro! Nach dem Motto „Gier frisst Hirn“ haben sich Dutzende Investoren von teils 500%-igen Renditeaussichten blenden lassen. Im Rahmen der Medienberichterstattung unterschiedlicher Onlinemagazine konnten die Helfershelfer von Simon, der dubiose Leipziger Anwalt Christoph Blacha (65) und sein Kompagnon Gerhard Gollnick (68) geoutet werden. Beide haben aktiv mitgeholfen, für Simon einen stattlichen Millionen-Eurobetrag zu akquirieren und mittels dubioser Verträge anscheinend juristisch zu legalisieren.
So war es die perfide Strategie von Gollnick, seine zufriedenen Kunden, die mit ihm und dem renommierten Edelmetall-Händler Elementum Geschäfte machten, für die Simonsche Schatzsuche zu begeistern. Und dabei so zu tun, als ginge es um ein seriöses Geschäft, in das die Firma Elementum wie auch immer integriert sein würde. Dass Simon mehrmals wegen Betrugs einsaß, hat der umtriebige Ex-Manager von Elementum International tunlichst unterlassen.
Die Macht der Medien: harte Konsequenzen für Simons Kompagnons!
Elementum als Geschäftspartner von Gollnick reagierte konsequent auf die jüngsten Veröffentlichungen: Die Verträge mit dem Vertriebspartner wurden sofort fristlos gekündigt, flankiert von einer Unterlassungserklärung, die der Helfershelfer von Simon unterschreiben musste. Und Blacha? Dem sitzt jetzt mindestens die Sächsische Anwaltskammer im Nacken, weil er sich bei der Präsentation seiner Kanzlei im Internet unerlaubterweise mit fremden Federn schmückt.
Inzwischen konfiguriert sich eine Interessengemeinschaft von Geschädigten. Jede Menge Details zur Betrugsmasche, mögliche Depots des angeblichen Schatzes, Namen von Goldscheideanstalten in Istanbul, wo das vermeintliche Gold neu geschmolzen werden sollte, vermeintliche Charterflüge von Simon, wurden bekannt, werden jetzt intensiv geprüft... Denn Simon und seine Schergen haben unvorsichtigerweise jede Menge belastende Spuren hinterlassen. Fotos und Filme von Paletten voller Goldbarren, Kisten voll mit Gold-Nuggets, zig Tonnen eingeschweißte Dollarpakete, diverse Dokumente über Logistik-Aktivitäten, Darlehensverträge, von denen bis heute kein einziger seitens Simon und Konsorten hinsichtlich der Rückzahlungstermine eingehalten wurde, sind im Umlauf… Angeblich soll Simon, so wird von geschädigten Informanten berichtet, ein Gold-Depot in der Schweiz und in Deutschland eingerichtet haben.
Die Spezialisten einer Schweizer Unternehmensberatung für Wirtschaftskriminalität analysieren alle Unterlagen detailgetreu, prüfen die sich teils widersprechenden Aussagen von Simon. Dabei kooperieren die Schweizer inzwischen mit einer libyschen Sonderabteilung, die mit der Rückholung von Devisen beauftragt ist. Inzwischen ist auch die Steuerfahndung aus Oldenburg integriert, bei der Simon steuerlich verortet ist und sich gerade erklären muss. Und diese Steuerfahndung, so der ernstzunehmende Eindruck der Gespräche, bei aller Vertraulichkeit, hat inzwischen auch Kontakte zu diversen Staatsanwaltschaften in Deutschland aufgenommen, die das Thema Simon mit seinen Machenschaften, so der Tenor, an einer Stelle zentralisieren möchten.
Ist Simon weiterhin notorischer Betrüger oder erfolgreicher Glücksritter?
Die entscheidende Frage lautet: Ist Simon ein Franchisenehmer der nigerianischen Mafia, die ihn mit realen Fakten füttern, damit der Berufsbetrüger seine Räubergeschichte gegenüber Geldgebern plausibel machen kann? Oder ist der smarte Münsteraner, der sehr schnell in Cholerik abdriftet und als ausgemachter Narzisst gilt, ein cleverer Geschäftsmann, der tatsächlich den geborgenen Goldschatz über sein Netzwerk schrittweise legalisiert, mit der Umwandlung in Euros und Dollars gerade „versilbert“? Bleibt zum Letzteren noch die Frage offen: Wie verhalten sich der libysche Staat, die Staatsanwaltschaft und die Steuerfahndung? Denn eines ist klar: Libyen braucht die kolportierten Milliarden für den Wiederaufbau des Landes. Insbesondere von Simon! Aber auch viele andere Glücksritter versuchen sich an den libyschen Schätzen: Die taz berichtete am 11. Dezember 2021 nach eingehenden Recherchen über die Suche nach dem Gaddafi-Gold. Zwei Deutsche sollen mit ihren Netzwerken intensivst daran arbeiten, libysches Vermögen im Ausland aufzuspüren und außer Landes zu bringen. Laut Tageszeitung beinhalten die Netzwerke intensive Verbindungen zu schwedischen Neonazis, die als Söldner in der Ostukraine gekämpft haben, zur rechten Szene in Deutschland, zu Libertären, die den deutschen Rechtsstaat ablehnen. Die Verbindungen nach Libyen sollen erstklassig sein! Entscheidende Person soll ein Ex-SEK-Mann aus Baden-Württemberg sein, der über Jahre intensive Kontakte zur Familie Gaddafi, insbesondere zum Sohn Saif al-Islam, aufgebaut und gepflegt hat.