FlixMobility investiert verstärkt in den Schienenverkehr (Foto: Corporate Flixbus)
Bei Fernbuslinien ist „Greyhound“ die unangefochtene Ikone. In unzähligen Hollywood-Filmen bilden die silbernen Busse die Kulissen für unzählige Action- oder Liebesszenen. Im Blockbuster „Forrest Gump“ von 1994 fährt beispielsweise Tom Hanks im beliebten Greyhound-Bus nach Hause.
Allerdings sorgten die Jahre 2020 und 2021 für deftige Umsatzeinbußen beim US-Fernbusanbieter, resultierend aus der Corona-Pandemie in den Vereinigten Staaten. Der Umsatz 2021 wird auf rund 423 Mio. US-Dollar geschätzt. Die FlixMobility GmbH, die in Deutschland und Europa Flixbus, Flixtrain und Flixcar betreibt, hat im Oktober den Kauf von Greyhound bekanntgegeben.
Im „OMR-Podcast“ von „ramp 106“ mit dem Flixbus-Gründer Daniel Krauss positioniert sich der Konzernchef Mitte Dezember 2021 selbstbewusst: „Wir wollen der größte private Zuganbieter Europas werden“, so die Ansage an den Markt.
Hohe Umsatzzahlen und kein Ertrag
Zahlen, Daten, Fakten laut „Statista“: Insgesamt wurde in Deutschland im Jahre 2020 mit Linienfernbussen eine Verkehrsleistung von 1,7 Mrd. Personenkilometern erbracht. Dabei wurden 6,1 Mio. Fahrgäste befördert. Mit ca. 95 % Marktanteil am deutschen Fernbusmarkt und entsprechend angebotenen Fahrplankilometern ist die FlixMobility GmbH der unangefochtene Marktführer. Die markant grün lackierten Busse fahren inzwischen in 40 Ländern. Nach 2013, als der Markt reguliert wurde, hat sich der Anbieter gegen beispielsweise die Konkurrenz von Post, Bahn oder ADAC entscheidend durchgesetzt. Im Eisenbahnfernverkehr ist das Unternehmen seit 2018 aktiv. Der Umsatz 2019 betrug ca. 970 Mio. Euro. Trotz hoher Umsätze fiel das Konzernergebnis mit einem Minus von geschätzt 60 Mio. Euro ernüchternd aus. Die Ausgaben für Vertrieb und Marketing betrugen 2019 in etwa 109 Mio. Euro.
Marktführer durch Schnelligkeit und Aggressivität
Von drei Freunden – Jochen Engert und André Schwämmlein arbeiteten als Berater bei Boston Consult, Daniel Krauss war bei Microsoft Entwickler – 2011 gegründet, hat FlixMobility bisher eine unvergleichliche Erfolgsstory geschrieben. Der Clou dabei: Das Unternehmen hat selbst keine Busse oder Fahrer, es kümmert sich ausschließlich um die Organisation der IT und das Marketing. Das Produkt selbst wird bei eigenständigen Bus-Unternehmen eingekauft. Von Beginn an waren die Münchner im Markt schnell und aggressiv, um ihre Strategie umzusetzen. Ziel war und ist es, die eingesetzten Busse möglichst voll zu bekommen. Dabei werden die Fahrgäste auf Nebenstrecken eingesammelt, zu den Drehkreuzen gebracht, um dann auf die Hauptstrecken verteilt zu werden.
Laut Unternehmenslenker Krauss hat Corona so richtig ins Kontor gehauen. „Pandemie und Mobilität, das geht nicht zusammen.“ Die unterschiedlichsten Hygieneregeln, die sich nicht nur zwischen europäischen Ländern, sondern wie in Deutschland auch zwischen den Bundesländern unterscheiden, in Einklang zu bringen, war und ist ein Ding der Unmöglichkeit. Nach dem Sommer fiel die Zahl der Busverbindungen von einst 400.000 auf Null. Am Horizont sieht er aber einen Silberstreif: Zwar ist das Flixbus-Geschäft wegen der Omikron-Variante schwer planbar, aber „… da, wo die Impfquoten hochgehen, haben die Leute Nachholbedarf.“
Weiterhin auf der Überholspur im Einklang mit den Zielen der Politik
Der Deal mit Greyhound kostete nach eigenen Angaben von FlixMobility weniger als 40 Mio. US-Dollar. Ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass der Vorgänger, die First Group, 2007 3,6 Mrd. US-Dollar auf den Tisch legen musste. Aus einer jüngst realisierten Finanzierungsrunde konnten 650 Mio. US-Dollar eingeworben werden. Mit dem Rückenwind der neuen Bundesregierung und der Motivation, die Klimaziele zu erreichen, wird der Verkehrsträger Bahn erheblich an Bedeutung gewinnen. Aus diesem Grund soll ein Großteil der Investitionen von FlixMobility in das Projekt Flixtrain fließen.
Vergleicht man die Reisekosten mit unterschiedlichsten Verkehrsmitteln auf einer Strecke von Berlin nach München, kostet diese Reise mit dem Auto 202,00 Euro. Das Ticket für einen Fernbus ist für mindestens 10,00 Euro zu haben, auf eine Familienreise mit zwei Erwachsenen und einem Kind entfallen über 200 Euro. Alternativ mit der Bahn zu reisen kostet die Familie 306,00 Euro, für die Buchung von drei entsprechenden Flugtickets geht nichts unter 500 Euro. Am schnellsten auf dieser Strecke ist das Flugzeug mit 150 Minuten, gefolgt von der Bahn (236) und dem Auto (348). Die Fahrt mit dem Fernbus kann hier, abhängig von den Haltepunkten, schon mal über sieben Stunden dauern.