Foto von alphaspirit | adobestock.com - Der Geldregen bleibt im Profifußball vorerst aus.
Die Wirtschaftsbranche Profifußball hat in den letzten fünf Jahren einen großen Beitrag zur Wertschöpfung in Deutschland geleistet. Zur Verdeutlichung: Rund 11 Milliarden Wertschöpfung konnte der Profifußball in der Saison 2018/2019 erwirtschaften – das entspricht dem jeweiligen Beitrag des gesamten produzierenden Gewerbes in den Bundesländern Saarland, Bremen oder Mecklenburg-Vorpommern. Seit der Saison 2013/2014 ist die Wertschöpfung um rund 40 Prozent gestiegen, was deutlich mehr ist als in der deutschen Gesamtwirtschaft mit einem Wachstum von 18 Prozent im Vergleichszeitraum.
17.000 neue Arbeitsplätze wurden innerhalb der letzten fünf Jahre geschaffen und insgesamt sind in diesem Wirtschaftszweig 127.000 Menschen in Vollzeit beschäftigt.
Auch für den deutschen Staat gibt es Grund zur Freude: Nach Abzug der Steuern werden dem Fiskus jährlich 3,7 Milliarden Euro durch Steuern und Abgaben zugeführt. Die Profifußball-Branche liefert damit staatsentlastend jährlich eine Summe an den Fiskus ab, die komplett den Haushalt der Kinder- und Jugendpolitik sowie BAföG finanziert. Es dürfte inzwischen zu jedem durchgedrungen sein: Der Profifußball ist inzwischen von einer vielbeachteten Freizeitaktivität zum ernstzunehmenden Business und damit einer richtigen Industriesparte in Deutschland geworden. Das zeigt eine kürzlich erschienene Studie von McKinsey, die das Thema Wirtschaftlichkeit im deutschen Profifußball umfänglich unter die Lupe nimmt.
Corona hat der über Jahrzehnte hinweg gewachsenen und an Aufwärtstrends gewöhnten Branche einen ziemlichen Dämpfer verpasst. Die beeindruckende Kontinuität von 1.925 Spieltagen in der ersten und zweiten Liga ohne Unterbrechung endete abrupt mit dem 13. März 2020. Aus Kreisen der Deutschen Fußball Liga gelangten Informationen an die Öffentlichkeit, dass 13 der 36 Clubs in den beiden höchsten Spielklassen im Falle eines Saisonabbruchs eine mögliche Insolvenz gedroht hätte. Dieses Worst Case-Szenario konnte für viele Clubs vermieden werden durch die Weiterführung des Spielbetriebs ab dem 16. Mai 2020 und die dadurch gewährleistete TV-Übertragung der Spiele mit entsprechender Monetarisierung. Dadurch wurde aber auch deutlich, dass die Liquidität vieler Proficlubs eine fragile Angelegenheit ist, obwohl sich die Umsätze teilweise im mittleren dreistelligen Millionenbereich bewegen. Der FC Schalke 04 ist dafür ein Paradebeispiel: Mit Verbindlichkeiten im ebenfalls dreistelligen Millionenbereich und einem viel zu teuren Kader steht den Knappen das Wasser bis zum Hals. Ein Erhalt des operativen Betriebs konnte nur mit einer satten Landesbürgschaft konnte gewährleistet werden. Viele Vereine mussten zur Überbrückung ihre ausstehenden TV-Gelder an Banken verpfänden. Mit dem Problem mangelnder wirtschaftlicher Nachhaltigkeit ist Schalke also kein Einzelfall. Die neue Taskforce des DFL, „Zukunft Profifußball“, soll zukünftig für eine professionellere Betriebswirtschaft sensibilisieren.
Das Problem ist akut: Denn einerseits bewegen sich die Medienerlöse inzwischen am obersten Limit, andererseits erleiden alle Proficlubs durch den Wegfall von Spieltagseinnahmen durch COVID-19 millionenschwere Verluste. In dieser schwierigen Situation gilt es jetzt, die Etats nicht mehr passgenau zu gestalten, sondern auch Rücklagen zu bilden. Wovon man jedoch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgehen kann: Stetig wachsende Budgets durch immer höhere Medienerlöse und Sponsoring-Einnahmen wird es mindestens mittelfristig nicht mehr geben. Gegenüber der Saison 2014/2015, wo die Summe der Profispieler einen Kaderwert von gut 2 Milliarden Euro ergab, steigerte sich dieser Wert in der Saison 2019/2020 auf 4,5 Milliarden Euro. Ablösesummen und Gehälter der Spieler passen sich gerade marktgerecht an. 100-Millionen-Euro-Transfers gehören erst einmal der Vergangenheit an. Die strategisch cleveren Clubs nutzen diese Gelegenheit, um den Wert ihrer Kader zu steigern. Punktgenaue Talentauswahl von jungen Spielern und Nachwuchsförderung stehen jetzt im Mittelpunkt. Auch hier ist Schalke 04 das Paradebeispiel für schlechtes Management: Man bildet herausragende Nachwuchsspieler in der hauseigenen Knappenschmiede aus, vergisst aber diesen Talenten Wertschätzung zukommen zu lassen und sie langfristig mit Verträgen zu binden, muss die Spieler dann teils unter Marktwert verkaufen. Mit den erzielten Einnahmen kauft man dann zu überteuerten Preisen mittelmäßige Spieler vom internationalen Markt. Diese Form der Misswirtschaft spiegelt sich auch im aktuellen Tabellenergebnis. Und die Tabelle lügt nie. So hat sich der FC Bayern München durch jahrzehntelanges solides Wirtschaften mit großem Abstand zu Borussia Dortmund an die Spitze der Bundesliga gespielt und demonstriert damit eine herausragende sportliche Kapitalisierung von nachhaltigem Wirtschaften.