9. Dezember 2021

Strategielosigkeit im Einzelhandel auf Kosten der Menschen und Innenstädte

Foto: Wpadington | Shutterstock

Nach der x-ten Krise bittet „Galeria“ erneut den Staat um Hilfe

Covid-19 hatte bereits während der Lockdowns im vergangenen Jahr die Innenstädte nahezu leergefegt, worunter Hotellerie, Gastronomie und der stationäre Einzelhandel bis zur Existenzfrage in Mitleidenschaft gezogen wurden. Der E-Commerce profitierte mit zweistelligem Wachstum überproportional von dieser Krise – woran sich auch in Zukunft, ohne Krise, wenig ändern dürfte. Die jüngsten Hygienebeschränkungen mit 2G beim Shopping im Einzelhandel kommen einem erneuten Lockdown gleich. Unabhängig davon, dass ein Shoppingerlebnis, auch im Weihnachtsgeschäft, mit inzwischen obligatorischer Schutzmaske auf dem Gesicht, den Kunden wenig Spaß macht.

„The Trend is your Friend“ – Schrumpfung seit Jahren

Das viel gepriesene Warenhausprojekt Galeria 2.0, das für die Fusion von Karstadt und Kaufhof steht, scheint auf Sand gebaut. Den größten Trumpf des Vollsortimenters bilden jetzt nur noch die – nach eigenen Angaben – 17.000 Arbeitsplätze im Konzern, mit externen Dienstleistern 20.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Unter der Ägide von „Turbo-Chef“ Thomas Middelhoff wäre vor 20 Jahren der richtige Zeitpunkt gewesen, das Onlinegeschäft richtig zu konzipieren und den Konzern auf zwei Beine zu stellen. Insider meinen immer noch, dass ein damaliger Zusammenschluss der beiden Platzhirsche Karstadt und Kaufhof für gemeinsame E-Commerce-Aktivitäten den heutigen globalen Marktführern eBay und Amazon Paroli hätte bieten können.

Seit dem Jahr 2000 bis 2019 ging nur der Umsatz bei Karstadt von 7,6 Mrd. Euro auf ca. 2,13 Mrd. Euro zurück. Zwischen 2011 und 2019 halbierte sich die Belegschaft, mit heute noch gut 12.000 Menschen in den Karstadt-Filialen von „Galeria“. Schrumpfungsprozess pur! Inklusive eines Umsatzverlustes von rund 1 Mrd. Euro der „Galeria“ durch Corona-Auswirkungen in 2020. Was gut 7.000 Arbeitsplätze kostete! Noch 2008 verbuchten beide Warenhäuser gemeinsam 7,32 Mrd. Euro Umsatz, 2017 verflüchtigte sich dieser auf nur noch 4,79 Mrd. Euro.

Keine Aussicht auf Besserung

Kann es sein, dass Karstadt, Kaufhof, Hertie, Woolworth und Konsorten nicht nur das E-Commerce-Zeitalter verschlafen haben? Möglicherweise hätte eine rechtzeitige kompetenznahe Diversifizierung die Brücke in eine erfolgreiche Zukunft schlagen können. Warum haben die Kölner und Essener Manager beispielsweise keinen Einzelhändler gekauft, um dort auch Produkte über den täglichen Bedarf hinaus anzubieten? Edeka ist kerngesund – mit bundesweit 352.000 Mitarbeitern. Auch der REWE Group geht's gut. Und ihren 160.000 Mitarbeitern auch, zumindest was die Sicherheit der Arbeitsplätze angeht! Auch die Schwarz-Gruppe, mit Lidl und Kaufland, blickt motiviert in die Zukunft! Und Galeria Karstadt Kaufhof? Das Management betet, dass die Corona-Pandemie bald beendet ist, baut weiter an vermeintlich attraktiven City-Konzepten und hat nach 20 Jahren den Umsatzbringer E-Commerce endlich für sich entdeckt.

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