14. Dezember 2021

Wirtschaft soll grün und klimaneutral werden

Foto: Shutterstock / penofoto

Wirtschafts- und Umweltminister Robert Habeck setzt perspektivisch auf Wasserstoff

Für viele Insider ist Wasserstoff ein wesentlicher Faktor auf dem Weg zur Klimaneutralität. Eine gemeinsame Studie des Think Tanks „Adelphi“ mit dem Fraunhofer- und Potsdam-Institut, die vom Bundesforschungsministerium gefördert wurde, präsentiert die „Wasserstoffimportsicherheit für Deutschland.“ Klar ist: Auf dem Weg zur Klimaneutralität kann man in Deutschland auf klimaneutralen Wasserstoff nicht verzichten! Für die Dekarbonisierung unserer Schwerindustrie, an erster Stelle bei Stahl und Chemie, wie auch bei Flugverkehr und Schwerlasttransporten, braucht es zukünftig ausreichend Wasserstoff.

Die neue Bundesregierung mit dem „grünen“ Wirtschafts- und Umweltminister Robert Habeck hat hierfür bereits einen klaren Plan: Grüner Wasserstoff soll mittels Elektrolyse aus grünem Strom gewonnen werden. Die Zeit drängt, denn begrenzte Potenziale für die Stromerzeugung aus regenerativen Quellen bedeuten, dass Wasserstoff auf absehbare Zeit importiert werden muss. Dieser Zielsetzung trägt die Koalitionsvereinbarung von SPD, Grünen und FDP im Detail Rechnung: Die Koalition möchte den „…Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoffwirtschaft und die dafür notwendige Import- und Transportstruktur möglichst schnell vorantreiben…“

Vorbehalte gegen Russland – Diskussionen im EU-Parlament

Hinsichtlich möglicher Importaktivitäten bietet sich Russland an: Die Russen verfügen über fast unendliche Ressourcen, notwendige Technologien und entsprechendes Know-how. Darüber hinaus bestehen bereits umfassende Pipelinesysteme, die für den Transfer genutzt werden könnten. Wobei es fraglich ist, ob sich Wladimir Putin zu einem entsprechenden Deal hinreißen ließe, wenn ihm die Bundesregierung das Leben mit zusätzlichen Genehmigungsverfahren bei der Gaspipeline „Nord Stream“ schwer macht. Darüber hinaus gilt es zu überlegen, ob sich Deutschland nach dem Energieträger Gas bei Energieimporten noch stärker von der Russischen Föderation abhängig machen möchte.

Die europäische Energiewende mit richtungsweisenden Weichenstellungen führt aktuell in Brüssel zu erheblichen Diskussionen. Konservative Europapolitiker setzen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erheblich unter Druck. Sie sehen die zukünftige Positionierung von Wasserstoff im Energiemix als Risiko.

Die Experten sind sich aber weitestgehend einig: Der Energieimportbedarf Deutschlands muss auf dem Weg zur Klimaneutralität abnehmen. Dabei gilt es die Importe der fossilen Energien und von Uran zu beschränken. Im Gegenzug dazu sollen aber kleinere Mengen an klimaneutraler Energie, weitestgehend Wasserstoff, importiert werden.

Chancen von Wasserstoff sind weltweit erkannt – Deutschland muss performen

Bill Gates, der Co-Gründer von Microsoft, ist bekannt für seine Investments in erneuerbare Energien. Laut der Zeitung „Sunday Telegraph“ soll der zweitreichste Mann der Welt kürzlich eine gut 600 Millionen Euro teure Super-Yacht in Auftrag gegeben haben. Der Clou: Das über 100 Meter lange Schiff mit einer geplanten Reichweite von 3750 Meilen wird mit Wasserstoff angetrieben.

Um die Klimaziele in der deutschen Industrie zu erreichen, müssen Produktionsprozesse elektrifiziert werden. Und der eingekaufte Strom soll natürlich grün sein. Thyssenkrupp ist auf Linie der Bundesregierung – im Gespräch mit dem Magazin „Wirtschaftswoche“ fordert Beat Balzli, Vorstandsvorsitzender des Essener Konzerns „einen Aufbruch und Tempo.“ Denn das Stahlwerk in Duisburg „… braucht Wasserstoff in unendlicher Menge.“ Thyssenkrupp Steel Europe möchte ab 2025 einen Hochofen durch eine mit Wasserstoff betriebene Direktreduktionsanlage ersetzen. Laut Energieversorger E.ON, ebenfalls ansässig in der Ruhrgebietsmetropole Essen, wird der Bedarf an Wasserstoff allein im Ruhrgebiet von derzeit 17 Terawattstunden p.a. bis 2050 auf rund 150 Terawattstunden steigen.

Deutschland als einer der wesentlichen Protagonisten beim Wasserstoff-Business? Es bleibt zu wünschen, dass nicht ­– wie etwa bei der Photovoltaik vor 20 Jahren – deutsches Know-how von Dritten wie China kostengünstig übernommen werden kann, um dann das eingekaufte Know-how zu kapitalisieren und den Weltmarkt mitzubestimmen. Und das auf Kosten des Entwicklerlandes!

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